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Grenzen erkennen und nutzen: Ein Coaching-Prozess der Symergenz

  • Autorenbild: Tanja Friederichs
    Tanja Friederichs
  • 3. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit


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Autor: Tanja Friederichs

„Grenzen sind nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuem.“ Dieser Gedanke fasst für mich die Essenz dessen zusammen, was es bedeutet, Grenzen zu erkennen und kreativ zu nutzen. Es ist eine Perspektive, die ich durch meine Arbeit als Coach immer wieder erlebe und die sich besonders im Symergenz-Coaching zeigt. Hier geht es nicht nur darum, Grenzen zu überwinden, sondern sie als Potenzial und Entwicklungschance zu begreifen.


Ein Beispiel, das mir immer wieder vor Augen führt, wie wir unsere Grenzen transformieren können, ist der Fall von Julia, einer Coachee, die zu mir kam, weil sie in ihrem neuen Job nicht glücklich war.


Vom Erkennen der Grenzen zur Transformation


Julia war eine junge, ambitionierte Führungskraft, die einen Job in einer angesehenen Position übernommen hatte. Von außen betrachtet schien alles perfekt: der Status, das Gehalt und die Anerkennung, die sie von ihrem Umfeld erhielt. Doch trotz all dieser äußeren Erfolge fühlte sie sich leer und unzufrieden. Sie fragte sich immer wieder, warum sie in ihrer neuen Position nicht das Glück und die Erfüllung fand, die sie sich erhofft hatte.

In unserem ersten Gespräch kam heraus, dass Julia sich in einem Job wiederfand, der in vielerlei Hinsicht von außen als erstrebenswert galt, jedoch nicht wirklich mit ihren eigenen Bedürfnissen und Werten übereinstimmte. Sie hatte sich zu sehr von den äußeren Erwartungen und dem gesellschaftlichen Status leiten lassen und dabei ihre eigenen Wünsche und Ziele aus den Augen verloren.


Die Vielseitigkeit als vermeintliche Schwäche


Julia war eine sehr vielseitige Person, die in vielen Bereichen talentiert war und eine breite Palette an Fähigkeiten besaß. Doch sie sah ihre Vielseitigkeit als Schwäche – als Unentschlossenheit oder Mangel an Fokussierung. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich nicht auf einen Bereich spezialisieren konnte, was sie wiederum mit einem Fehl an Klarheit und Zielgerichtetheit verband. Diese Wahrnehmung führte dazu, dass sie sich in ihrer neuen Rolle nicht wirklich entfalten konnte. Sie dachte, sie müsse sich auf ein einziges Thema konzentrieren, um als „erfolgreich“ zu gelten.

Hier setzte der Symergenz-Coaching-Ansatz an: Statt diese Vielseitigkeit als Schwäche zu sehen, erarbeiteten wir gemeinsam eine neue Perspektive. Ich fragte sie, was es für sie bedeutete, vielseitig zu sein, und wir begannen, diese Fähigkeit als starke Ressource zu begreifen – als die Fähigkeit, viele verschiedene Blickwinkel und Ansätze zu integrieren und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.


Emergenz: Grenzen als Katalysator für Veränderung


Durch den emergenten Ansatz begannen wir, die Grenzen, die Julia in ihrer Vielseitigkeit sah, als Katalysatoren für Veränderung zu nutzen. Statt ihre Vielseitigkeit zu verstecken oder zu negieren, begann Julia zu verstehen, dass diese Diversität an Fähigkeiten nicht nur eine Stärke war, sondern eine, die sie in ihrer neuen Position anders einsetzen konnte. Sie musste sich nicht entscheiden, „entweder/oder“ zu tun, sondern konnte ein „sowohl als auch“ entwickeln, das ihr neue Möglichkeiten eröffnete.

Durch die Erkenntnis, dass ihre Vielseitigkeit eine wertvolle Ressource und keine Schwäche war, konnte Julia die Grenzen ihrer eigenen Denkweise überwinden und in ihrem Job kreativere Lösungen finden. Sie lernte, dass ihre Kreativität und Anpassungsfähigkeit nicht nur für sie selbst, sondern auch für das Team und die Organisation von großem Nutzen sein konnte.


Systemischer Blickwinkel: Neue Perspektiven auf Beziehungen


Im systemischen Ansatz betrachteten wir auch, wie Julia sich selbst und ihre Fähigkeiten im Kontext ihrer Beziehungen und ihres Teams sah. Sie begann zu erkennen, dass ihre Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen, nicht nur eine persönliche Stärke waren, sondern auch im Umgang mit ihrem Team von Bedeutung. Sie konnte als Führungskraft nun nicht nur von oben herab anweisen, sondern ihre Vielseitigkeit und Flexibilität als Brücke nutzen, um verschiedene Teammitglieder zu unterstützen, die unterschiedlich dachten und arbeiteten.

Julia schaffte es, ihre Vielseitigkeit als Kraftquelle zu erkennen – sowohl für sich selbst als auch für das Team. Sie konnte ihre Grenzen als Chance begreifen, nicht nur für ihre persönliche Entwicklung, sondern auch für das Wachstum und die Zusammenarbeit ihres Teams.


Neue Wege entstehen im Erkennen der Grenzen


Durch den Symergenz-Coaching-Ansatz lernte Julia, ihre Grenzen nicht als Blockaden zu sehen, sondern als Sprungbrett für Veränderung und Weiterentwicklung. Sie konnte ihre eigene Vielseitigkeit als Stärke akzeptieren und daraus neue Wege für sich selbst und ihr Team entwickeln. Indem sie ihre inneren Grenzen neu definierte, fand sie nicht nur mehr Erfüllung in ihrer Arbeit, sondern konnte auch eine tiefere Verbindung zu ihren Mitarbeitenden aufbauen.


Fazit: Grenzen als Wachstumsquelle


Der Symergenz-Coaching-Ansatz verdeutlicht, dass Grenzen nicht das Ende unserer Entwicklung bedeuten, sondern der Beginn von etwas Neuem. Wenn wir lernen, unsere Grenzen zu erkennen und sie als Chance zu nutzen, können wir nicht nur unser eigenes Verhalten transformieren, sondern auch das Umfeld um uns herum positiv beeinflussen.

Emergenz und systemisches Denken helfen uns, mit unseren Grenzen einen kreativen Prozess zu starten, der uns sowohl persönlich als auch beruflich weiterbringt. Es geht nicht darum, die Kontrolle zu behalten, sondern den Mut zu haben, loszulassen, neue Perspektiven zuzulassen und damit die Grundlage für nachhaltige Veränderung zu schaffen.

 
 
 

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