Bitte wegmachen!
- Gordon Lagojannis

- 6. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Es geht nicht um Veränderung. Es geht um Annahme.
Viele meiner Klienten kommen mit einem scheinbar klaren Anliegen: „Ich will dieses Gefühl endlich loswerden.“ Oder: „Dieser Gedanke macht mich fertig – wie werde ich ihn los?“
Das klingt nach Veränderung – und fühlt sich auf den ersten Blick auch nachvollziehbar an. Doch genau hier liegt oft ein Missverständnis. Denn Gedanken und Gefühle folgen nicht unserer direkten Kontrolle. Sie tauchen auf. Manchmal heftig, manchmal leise. Manchmal verständlich, manchmal vollkommen rätselhaft.
Was wir allerdings beeinflussen können, ist unsere Haltung ihnen gegenüber. In meiner Arbeit als Coach erlebe ich immer wieder, wie kraftvoll es ist, nicht gegen etwas im Inneren anzukämpfen – sondern es kennenzulernen. Nicht zu verdrängen, sondern Raum zu schaffen. Nicht wegmachen zu wollen, sondern anzunehmen, was sich zeigt. Das ist kein passives Ertragen, sondern ein aktiver Schritt in Richtung innerer Integration.
Denn je mehr wir verdrängen, desto mehr kämpfen wir gegen uns selbst. Doch wenn wir lernen, unsere inneren Anteile – gerade die unangenehmen – wahrzunehmen, zu verstehen und zu integrieren, entsteht etwas viel Tieferes als bloße Veränderung: Es entsteht innere Freiheit.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein Klient kam zu mir, weil er immer wieder mit starker Ungeduld – manchmal sogar mit Wut – auf seinen kleinen Sohn reagierte. Das machte ihm zu schaffen. Er wollte diese Reaktionen loswerden. Und wir haben gemeinsam hingeschaut: Wie meldet sich das Gefühl? Was will es sagen? Was braucht es? Im Verlauf unserer Arbeit hat sich sein Blick verändert. Heute erlebt er diese Gefühle zwar immer noch – aber anders. Er erkennt sie früher. Er verurteilt sich nicht mehr dafür. Und er kann in genau diesen Momenten anders handeln, weil er sie nicht mehr wegdrücken muss. Er hat Wahlmöglichkeiten gewonnen.
Diese Form der Veränderung ist kein Ergebnis von Kontrolle – sondern von Annahme. Sie ist leise, aber tief. Und sie ist nachhaltig.
Innere Zufriedenheit entsteht nicht, wenn alles "richtig" läuft. Sie entsteht, wenn wir aufhören zu meinen, es müsste anders sein. Wenn wir beginnen, mit uns selbst in Kontakt zu kommen – auch mit den Anteilen, die wir bisher lieber weggeschoben haben.
Annahme ist kein Aufgeben. Sie ist ein Ankommen. Das ist Symergenz im Selbst.



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